Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke

Allgemein 18. Dezember 2016

Alle Jahre wieder…

werden zu Weihnachten Tiere verschenkt. Diese werden leider oft unüberlegt angeschafft. Die Auslöser für den Kauf eines Tieres in der Weihnachtszeit sind beispielsweise der Wunsch eines Kindes nach einem tierischen Begleiter, Mitleidskäufe oder Leichtfertigkeit. Schnell ist das gewünschte Tier gekauft; ob beim Züchter, in der Tierhandlung oder im Internet. Angebote gibt es an jeder Ecke…

Am Weihnachtsabend ist die Freude über den neuen, tierischen Freund meist übergroß!
„Ist der aber süüüß…“, tönt es von allen Seiten und das Tier wird von allen Familienmitgliedern geherzt und gedrückt.

Nach einiger Zeit ist die Freude an dem Tier getrübt: Der süße Welpen erweist sich als überaus anstrengend, da er ständig seine Pfützen in der Wohnung hinterlässt. Das niedliche Kätzchen zerkratzt die schöne, neue Couch, das Kaninchen entwickelt einen strengen Geruch und der putzige Hamster nervt alle durch seine nächtlichen Aktivitäten…

Wie geht das tierische Weihnachtsmärchen meist weiter?
Und sie lebten gemeinsam glücklich bis an Ihr Lebensende? Leider Nein…
Das tierische Weihnachtsgeschenk endet im Tierheim oder wird im schlimmsten Fall einfach ausgesetzt oder weggeschmissen wie Müll…

Einem Tier ein Zuhause zu geben, ist eine sehr verantwortungsvolle und langfristige Aufgabe.
Wenn man sich für ein Tier entscheidet, bedeutet dies, Verantwortung zu übernehmen und zwar ein Leben lang, und nicht nur für die kurze Zeit unterm Weihnachtsbaum! Tiere sind keine Ware, die man nach Weihnachten einfach umtauscht wie ein Kleidungsstück!

Immer wieder werden Tierhalter von den hohen Kosten überrascht, die die Anschaffung eines Tieres mit sich bringt. Die Kosten für Tiernahrung, die Ausstattung, Tierarztbesuche etc. werden häufig unterschätzt. Sollte das Tier dann ernsthaft erkranken und / oder eine Operation benötigen können die Kosten leicht in einen 4-stelligen Eurobetrag gehen.

Auch die Zeit, die man einem Tier für ein artgerechtes Leben bieten muss, wird oft nicht bedacht. Die tägliche Reinigung eines Käfigs, die mehrmaligen Spaziergänge mit dem Hund, die Spieleinheiten mit der Katze etc., all diese Tätigkeiten beanspruchen viel Zeit. Leider sind nicht alle Tierhalter bereit, ihren Tieren diese Zeit zu widmen und so verkümmert das Tier und wird sich selbst überlassen…

Bevor man sich entscheidet ein Tier bei sich aufzunehmen, muss man sich außerdem mit den Bedürfnissen, z.B. der artgerechten Haltung, der richtigen Ernährung, und dem tierschutzkonformen Umgang beschäftigen. Bei Nichtbeachtung der arttypischen Bedürfnisse des Tieres kommt es meist in Folge zu Verhaltensstörungen, wie z.B. Pfoten wund lecken, Schwanz beißen, Unsauberkeit etc. Verhaltensstörungen sind immer ein Hilfeschrei und müssen unbedingt ernst genommen und behandelt werden!

Ein Hund sollte beispielsweise nicht länger als 5 Stunden alleine bleiben. Kann ich dies mit meinem Beruf vereinbaren oder muss ich eine geeignete Person suchen, die mit meinem Hund spazieren geht? Ein Hamster ist nachtaktiv, lässt sich in der Regel nicht gerne streicheln und ist deshalb für Kinder ungeeignet. Wenn Katzen als reine Wohnungskatzen gehalten werden, müssen sie geistig ausreichend beschäftigt werden um für Menschen unerwünschtes Verhalten, wie Möbel zerkratzen etc. vorzubeugen. Kaninchen und Meerschweinchen dürfen laut österreichischem Tierschutzgesetz nicht alleine gehalten werden, da sie sehr soziale Tier sind und den Kontakt zu Artgenossen unbedingt benötigen.

Was passiert, wenn das Tier eine chronische Krankheit, wie Diabetes entwickelt, die täglich überwacht und behandelt werden muss? Wer kümmert sich um das Tier, wenn man auf Urlaub fahren möchte? Ist Tierhaltung in meinem Mietvertrag untersagt? Sind alle Familienmitglieder mit dem Tier einverstanden? Weist jemand in der Familie eine Tierhaarallergie auf? Ist man bereit mit dem Hund bei jedem Wetter und zu jeder Uhrzeit nach draußen zu gehen? Kann man mit Haaren, Schmutz und zerkratzten Möbeln leben?

All diese und noch viele andere Punkte müssen unbedingt VOR der Anschaffung eines Tieres durchdacht werden. Tieren ein Zuhause zu geben bedeutet, ein Familienmitglied bis an sein Lebensende zu begleiten! Schenken Sie deshalb bitte keine Tiere zu Weihnachten! Kinder verlieren oft sehr schnell das Interesse an einem Tier. Ein Kuscheltier ist als Weihnachtsgeschenk sicherlich geeigneter als ein Lebewesen!

Falls Sie nach Weihnachten immer noch bereit sind, sich ein tierisches Familienmitglied zuzulegen und Sie alle Punkte, die vor der Anschaffung eines Tieres zu bedenken sind, geklärt haben; besuchen Sie bitte das nächste Tierheim. Denn Tierheime sind voll von heimatlosen Tieren aller Art, die nicht mehr in das Lebenskonzept Ihrer Vorbesitzer gepasst haben und auf ein schönes, endgültiges Zuhause warten!

Kaufen Sie bitte keine Tiere aus dem Internet, auf Tiermärkten, oder gar von illegalen Händlern. Die Zucht- und Haltungsbedingungen sind meist tierschutzwidrig und eine Tortour für die Tiere. Hier zählt alleine der Profit, der mit diesen Tieren gemacht wird. Tiere werden als austauschbare Massenware und Gebärmaschinen mißbraucht. Bitte kaufen Sie auch keine Tiere aus Mitleid, denn dies kurbelt die weitere „Tierproduktion“ nur noch mehr an. Melden Sie illegale Tierverkäufe unbedingt der Polizei!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest ohne Tierleid unter dem Baum!

Sabine Hickl